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Bahnhof und Breschdlengsgsälz – Boning/Hoëcker live in DORNHAN


Von Cristina Priotto. Bernhard Hoëcker und Wigald Boning beantworteten in der Dornhaner Stadthalle Publikumsfragen – mal wissenschaftlich, mal erfunden, aber meistens lustig. Das Scheitern des Duos am schwäbischen Dialekt sorgte für große Heiterkeit.

Die Zukunft der Erdrotation, der nächste Bundeskanzler, das Dschungelcamp, aber auch der persönliche Beziehungsstatus von Bernhard Hoëcker und Wigald Boning: Das Spektrum der Fragen, die die Zuschauer am Mittwochabend beim Auftritt des Duos mit dem Programm „Gute Fragen“ stellten, war extrem vielfältig.

Entsprechend flexibel mussten die zwei bühnengestählten Komiker und Schauspieler reagieren. Dies gelang meist und unterhielt die gut 450 bei der ersten KKF-Veranstaltung über zwei Stunden.

Zu Gute kam Hoëcker und Boning eine frappierend gute, einander ergänzende Eingespieltheit, was auch in der gemeinsamen Moderation des satirischen Wissensmagazins „Nicht nachmachen“ begründet sein dürfte. Teils wechselten sich der aus „RTL Samstag Nacht“ bekannte Boning und der durch „Switch“ zu viel TV-Präsenz gelangte Hoëcker mehrmals im selben Satz ab.

Das Dornhaner Publikum interessierte sich für die großen Fragen der Menschheit („Wer sind wir?“, „Was machen wir mit Trump?“) ebenso wie für Privates über die preisgekrönten Comedians.

„Gibt‘s die Weste auch in passend?“ musste sich Wigald Boning zum Auftakt Kritik an der körperbetonten Kleidung anhören.

Aus der Frage nach der Bezeichnung für die Enden von Schnürsenkeln („Speziolen“, korrekt: „Pinke“) entwickelte das Duo einen wiederkehrenden Gag.

Die drei Jahre mit dem Bonner Improvisationstheater „Die Springmaus“ hatten Bernhard Hoëcker gut auf solche Auftritte vorbereitet. Bei der Frage nach dem nächsten Bundeskanzler warf der 49-Jährige spontan selbst den Hut in den Ring. Noch besser fände das Duo aber eine Doppelspitze an vorderster Front wie bei den Grünen oder der SPD. Mit Dialektfragen brachten einige Fragesteller die erfahrenen Comedians gehörig aus dem Konzept: Die Aussprache von „Eeleefele“ überforderte Boning/Hoëcker, zum Jux der Zuschauer.

Wäre es nach Bernhard Hoëckers Eltern gegangen, würde der Bonner heute als Postbeamter ein mäßig spannendes Dasein fristen, und dankbar sein darf man auch für Wigald Bonings Entscheidung, doch nicht Philosophie-Professor geworden zu sein. Klugscheißen können beide aber trotzdem.

Etliche der Zuschauer hatten Hoëcker bereits vor zwei Jahren beim Solo-Auftritt in Dornhan erlebt, weshalb ein gutes Dutzend Fragen um den nicht-existenten Dornhaner Bahnhof kreisten. Der Komiker führte das Fehlen darauf zurück, dass auf der Platte noch nicht einmal Schienen liegen. Sparrings-Partner Boning versprach einen Haltepunkt, sollte es mit dem Posten als Bahnchef klappen. Als das Publikum die Fragen nach einem Hafen oder Flughafen verneinen musste, fragte Bernhard Hoëcker irritiert: „Habt Ihr denn überhaupt irgendwas hier?“.

Mit einer Mischung aus Kopfschütteln und Fassungslosigkeit berichtete Boning von der Fahrt durch den Loßburger Weiler „24-Höfe“. Das Duo hielt dort eigens an und zählte nach. „Gibt‘s hier auch Orte, die ‚12000 Einwohner‘ heißen?“, stellte der 52-Jährige eine „Gute Frage“ an den Saal.

Bisweilen wurde der Grat zwischen wissenschaftlich fundierter Antwort und Klamauk arg schmal, und manche allzu schwierige Frage wiegelten die Comedians ab.

Herausfordernd war die Frage, was „Breschdlengsgsälz“ sei. Boning tippte auf ein Abenteuer Bertolt Brechts beim Übernachten im Zelt, Hoëcker mutmaßte, es könne sich um einen Amtstitel oder eine Sprachfehlerbezeichnung handeln – beides falsch, und das Publikum amüsierte sich königlich.

Nach mehr als zwei Stunden „Gute Frage“-Programms hatten nicht nur die Gäste einiges dazugelernt, auch Wigald Boning und Bernhard Hoëcker dürften Dornhan klüger verlassen haben.

Eine Rückkehr des Duos ist wahrscheinlich – sofern Dornhan einen Bahnhof kriegt. Vielleicht kann ja DB-Infrastrukturchef Ronald Pofalla beim Neujahrsempfang dazu etwas bewirken.