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Duo Mimikry: Körpersprache in Perfektion

Von Hanni Vollmer.

Kunst und Kultur im Farrenstall feiert dieses Jahr sein zehntes Bühnenjubiläum mit elf hochkarätigen Veranstaltungen. Mit der zweiten Jubiläumsvorstellung bot das Duo „Mimikry“ am Wochenende eine faszinierende Performance der wortlosen Kunst.

Im voll besetzten Bürgersaal zeichneten der Berliner Elias Elastisch und sein französischer Künstlerkollege Nicolas Rocher pantomimisch Bilder, die sie zu aberwitzigen, gar grotesken oder humorvoll-berührenden nonverbalen Erzählungen aneinanderreihten.

Ihre Kunst der Körperbeherrschung, Gestik, Mimik, Rhythmik, gepaart mit vergnüglichen Momenten der Überraschung, Pointen, Kreativität und Flexibilität hatte eine unglaubliche Wirkung auf das Publikum. Natürlich haben der 33-jährige Elias Elastisch und der sieben Jahre ältere Nicolas Rocher die Welt der Pantomime und ihre Ausdrucksmöglichkeiten nicht neu erfunden.

Aber dem alten Genre der Darstellung haben die beiden in Berlin-Neukölln lebenden Künstler eine Neuinterpretation und den Zeitgeist in allen Facetten übergestülpt. Sie schöpfen aus dem reichen Fundus der klassischen Pantomime, setzten aber Elemente moderner, innovativer und visueller Theaterperformance ein. Das Duo „Mimikry“ überzeugte nicht nur mit seiner lyrischen Körpersprache und technischer Perfektion, sondern auch mit dramaturgisch-choreografischen Einfällen. Genial dabei, die ausgewählte Musik- und Geräuschebegleitung zur emotionalen Unterstützung der Stücke oder zur Assoziierung von Gefahren und Bedrohungen, so bei „Der Vampir“, einer amüsant-grotesken Geschichte mit kräftiger Orgelmusik.

Dass die Wahrnehmung des Sehens im Kopf abläuft, realisierten die Zuschauer besonders bei einer fiktiv gestellten Wand, deren Fläche die beiden abtasteten und die man geradezu vor sich sah. Harte Arbeit leisteten dabei die Muskeln der Handgelenke und der Hände. Dann rannte ein gut gekleideter Mann in ein Restaurant, schaute ständig auf die Uhr und telefonierte. Der freundliche Kellner war ihm zu langsam, denn er hatte ja keine Zeit.

Die Geschichte eines Stalkers im romantischen Liebesrausch und die amüsanten Signale einer Stripperin mit lockendem Lächeln und gekonntem Hüftschwung bescherten Herz erfrischende Lacher.

Bei der Szene mit den Managern in der U-Bahn sind die Haltegriffe an der Decke geradezu sichtbar. „Bestattungsinstitut-Neueröffnung“ stand anschließend an der Wand. Es folgte eine bizarre Erzählung über zwei morbide Bestatter, die zuerst mitfühlend mit den Angehörigen ihrer „Kunden“ waren, dann aber im Geldrausch aufgingen und sich gar über einen Flugzeugabsturz freuten.

Klaustrophobie – die Panikattacken der beiden im Fahrstuhl mit Schwitzen, Herzpochen, Erstickungsanfällen zu beobachten, dabei hatte man schon Mitleid. Große Erleichterung bei den beiden und beim Publikum, als der Fahrstuhl anhielt und sich öffnete. Das Duo „Mimikry“ erntete großen Beifall und Pfiffe für ihre Kunst des Schweigens.